Liebe Leserinnen, lieber Leser meiner Autorenseite,

heute hat mich der Brief einer Ärztin erreicht, die mich um die Veröffentlichung ihrer Stellungnahme zu meinem Buch gebeten hat.

 

Nach kurzen Gesprächen mit Herrn Discher, den ich zufällig und ohne Zusammenhang mit seiner Geschichte kennenlernte, kaufte ich mir sein Buch. Waren mir schon seine kurzen Schilderungen unfassbar, die gelesene Geschichte machte mich an vielen Stellen atemlos. Es ist ein Buch über das Ausgeliefertsein eines jungen Menschen, ausgeliefert dem eigenen Suchen, der hilflosen Umgebung aber vor allem der Macht (dem Machtmissbrauch?)von Psychiatern und ihren in psychiatrischen Einrichtungen tätigen Helfern. Man glaubt nicht, was da autobiografisch aufgearbeitet wird, was von ihm durchlitten wurde. Das alles fand nicht vor 100 Jahren statt in einem diktatorischen Staat, nein, in der modernen Jetztzeit, Anfang der 90iger Jahre, mitten in Deutschland! Ich muss mich schämen, Ärztin zu sein auch wenn ich mir einrede, mich mit einem “bodenständigen“ Fach entschulden zu können.

Als Mutter berührt mich vor allem, wie hilflos die Eltern auf ihr so “anderes“ Kind reagierten, wie sie es in eine von ihm als Hölle empfundene und erlebte Welt abgaben und sich die Kontrolle darüber völlig abnehmen ließen. War ihnen das Schwulsein ihres Sohnes peinlich, seine Suche nach Gott?

Es ist ein gutes Gefühl, dass dieser so „mangelnd intelligente und bildungsunfähige“ Mensch Discher seine Hölle überstanden hat, sich das Leben zurückholte und es bis zur Promotion schaffte, seinen Weg im Leben finden konnte. Es ist beschämend, dass letztlich niemand für die Verbrechen an ihm zur Rechenschaft gezogen wurde. Das Buch liest sich spannend aber ist im Stil doch schwierig mit seiner sehr einfachen Satzbauweise. Das kann er besser, intellektueller. Wie er sagte, soll es seiner damaligen Jugendstimmung entsprechen und deshalb so artikuliert sein. Ich halte „Die Stimmen der Übriggebliebenen“ für sehr lesenswert und würde es vielleicht sogar als Unterrichtsstoff empfehlen.

Ingeborg Neumann.“

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