Elisa: Opfer psychiatrischer Zwangsbehandlung und Folter

 Im Jahr 1982 unternahm Elisa im Alter von 16 Jahren kurz vor dem Abitur den Versuch, öffentlich eine Partei zu gründen. Um dieses Anliegen durchzusetzen, traf sie sich regelmäßig mit drei Anhängern in der Gaststätte Kranich. Die Lokalität war in der Stadt Neubrandenburg (ehemalige DDR) als zwielichtiger Treffpunkt verrufen, was Elisa nicht davon abhielt, öffentlich in den Schriften von Marx und Engels politische Aussagen abzuändern. Dieser Umstand führte sie zur psychiatrischen Behandlung in die ortsnahe Psychiatrie nach Ueckermünde. Danach hatte sie keine Zukunft mehr. In ihr gewünschtes Leben kehrte sie nicht zurück. Inwieweit vor Elisas Einweisung nach Ueckermünde im Jahr 1982 eine schizophrene Erkrankung vorlag, die von Elisa häufig berichtete Zwangsbehandlung und Fixierungsmaßnahmen in Netzbetten durchgeführt wurden, und ob es sich um einen Fall des politischen Missbrauchs handelt, kann nach den bisherigen Erkenntnismöglichkeiten nicht abschließend beurteilt werden. Dafür müssten die Lebensbiographien des Psychiater-Ärzteehepaares Sackers, das auch Ewigkeiten nach der Wende in Neubrandenburg eine Monopolstellung hatte, einer ausführlichen Betrachtung unterzogen werden. Elisa habe ich nie vergessen. Nach zahlreichen Aufenthalten in verschiedenen Psychiatrien hat Elisa auf tragische Weise die Welt verlassen. Nach Berichten von Renate sei der leblose Körper Elisas, dessen Kopf mit einer Plastiktüte überzogen gewesen sei, im Jahr 2002 von ihrer Mutter gefunden worden. Ein Abschiedsbrief liege der Polizei vor.

(Discher, Christian (2015): Die Stimmen der Übriggebliebenen)

Dr. Christian Discher

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